Sunday, May 8th / 10pm @
MicaMoca Project Berlin
Lindower Straße
13347 Berlin
Ethische Anarchie von Martin Hinze
Verstrickt in der Sinnlichkeit – Im Brüsseler Opernhaus La Monnaie inszeniert Romeo Castellucci einen ParsifalRichard Wagners, der Elemente traditioneller Aufführungspraxis neben experimentelle wie eine Bondage-Choreographie stellt, und polarisiert so das Publikum. Ein Erfahrungsbericht von Martin Hinze.
Nach drei Fanfarenstößen schließen die Platzanweiser die Türen, alle Lichter erlöschen, selbst die Anzeigen der Sitzreihen in den Gängen. Absolute Finsternis und Stille, man sieht buchstäblich nicht mehr die Hand vor Augen.
Einen Moment wird man mit diesem Sinnesentzug allein gelassen, bis, einstimmig und sehr leise, Klänge von Streichern mit der Ouvertüre das Bühnenweihfestspiel eröffnen. Langsam wie ein Sonnenaufgang erhellen Scheinwerfer auf der Bühne den dichtesten Wald, der je auf einer Opernbühne zu sehen war – ein Wald »schattig und ernst, doch nicht düster«, wie es im Libretto heißt. Der halb hinter dichtem Laubwerk verborgene Gurnemanz, Hüter des heiligen Gralswaldes, singt Weckrufe für seine noch schlummernden Knappen. Der Zuschauer reibt sich wie sie die Augen. In dieser Idylle schwebt und windet sich hoch in den Wipfeln und ungesehen eine große weiße (und echte) Python, das Wappentier der Produktion.
Noch bevor die Hüter des heiligen Haines davon singen können, bezeugt die Präsenz der Schlange, dass sein paradiesischer Frieden bedroht ist. Die Entfesselung dunkler Triebe und erotischer Obsessionen lauern hinter dem Wald in der Feste des vom Gralszirkel verstoßenen Klingsor, der sich der Zauberei geweiht hat.
DIE DÄMONEN ERWACHEN
Wegen Wagners extremem Antisemitismus, wie er ihn z. B. 1869 in seiner Publikation Das Judenthum in der Musik formuliert, ist sein Werk seit dem Nationalsozialismus nur noch schwer zu genießen. Damit provoziert er bereits im 19. Jahrhundert Widerspruch. Vor allem aber ist es zu seiner Zeit die permanente und explizite Thematisierung erotischer Begierde, die ihn zu
einem problematischen Autor macht.In Wagner and the erotic Impulse zeigt Laurence Dreyfus, wie Wagner in der Tiefe der musikalischen Struktur eine Sprache sinnlicher Liebe entwickelt. Dreyfus dokumentiert die verstörten Reaktionen zeitgenössischer Hörer, wie etwa von Gustave Stoeckel, einem zukünftigen Professor für Musik. Der berichtet nach der Premiere der Walküre 1876 von einer »ethischen Anarchie« durch das gefährliche »Wecken schlafender Leidenschaften«:
All aesthetics, theory and morals, are chased out of one; one’s breath is bated and the beating of the heart seems to stand still, the whole soul bewitched by an irresistible power…. During the performance, all that is sensual in human nature is wrought up to its wildest activity by the alluringly tempting music 1.
Die Brüsseler Version des Parsifal aktualisiert jene Kontroverse. Die Opernwelt schien nach den inszenierten Massenvergewaltigungen des Regisseurs Calixto Bieito – viel später als das Theaterpublikum – kaum noch moralische Tabus zu kennen. Doch selbst an der um moderne Bilder bemühte Oper La Monnaie gelingt es dem Parsifal Castelluccis auf subtilere Weise für kleine Eklats zu sorgen. Welche Inszenierung kann Zuschauer schon noch derart erregen, dass sie nach der Vorstellung in der Kälte am Künstlerausgang warten, um die Darstellerinnen strittiger Rollen schreiend und derb zu beleidigen?
Anstoß genommen wird am 2. Akt, der nach dem mächtigen Wald des 1. Akts in einem klinisch sterilen weißen Raum spielt. Dort erwartet Klingsor Parsifal als mächtigsten Helden und letzten Gegner. Der Kampf wird nicht mit den Waffen von Rittern geführt, sondern mit erotischer Begierde. Klingsors Schar von feenhaft schönen, lasziven Blumenmädchen versucht, Parsifal zu verführen, so dass dieser seine Keuschheit zugunsten – um den Begriff des 19. Jahrhunderts zu gebrauchen – der Sinnlichkeit aufgibt. So ist es bereits verschiedenen Rittern des Grals und schließlich ihrem König Amfortas ergangen. Weiter lesen
‘Yoga and Shibari’ class in Kreuzberg
From April 13th until the end of June there will be a regular ‘Yoga and Shibari’ class in Kreuzberg:
The class starts with a 90 min Yoga warm up. After the pause we continue with Shibari Technique and movement structures inspired by contact and dance improvisation.
Yoga can be practiced independently from the Shibari part.
A detailed workshop description is attached.
When: immer Mittwochs 20- 23.30 h
Location: Institut Unzeit
2. backyard 4 floor
Erkelenzdamm 11-13
10999 Berlin
U8 Kottbusser Tor / Moritzplatz
M 29 bus stop Oranienplatz
Costs: Yoga 10 Euro, 15 Euro Yoga and Shibari
Neu auf Dieser Seite / New on this site:
Yoga & Shibari Workshop in March
The next week end workshop takes place on March 5th, 6th in Kreuzberg.
Hours: 12 – 6 pm (one hour break)
Costs: €120, students and low income €100
On one evening we will watch the video of our recent Shibari staging (in the Wagner opera Parsifal by Roméo Castellucci) and talk about this two-month production experience..
Please bring tracksuits, food, and ropes if available. If you don’t own Shibari ropes, we will provide them.
Location: Studio ‘Bühnen & Bilder’
Ohlauerstr. 3-11
10999 Berlin / U1 Görlitzer Bahnhof
Information and registration: workshops@dasniyasommer.de
‘Parsifal’ von Romeo Castellucci
Premiere: Donnerstag 27.1.2011 18:00 h
Weitere Vorstellungen:
30.1., 1., 3., 6., 8., 11., 15., 17., 20.2.2011
Infos unter: La Monnaie ¦ De Munt

‘BurkaBondage’ von Helena Waldmann
Wer dominiert? Wer lässt sich dominieren? Da schwebt eine Tänzerin glückselig am Fallschirm, den die andere wie einen Lenkdrachen manövriert, doch in der nächsten Sekunde stutzt sie der Gespielin brutal die Flügel, lässt sie fallen. In Helena Waldmanns fesselnder Performance «BurkaBondage» verstrickt sich die Freiheit in ein westöstliches Labyrinth. Hinter einem Schleier scheint sie so absurd wie bei der Fesselkunst des japanischen Bondage – und doch ist Freiheit ohne Bindung ein Verlust. Die Bandage der Verletzten und das Bondage der Geliebten verschaffen dem Körper einen Schutz, der ihn vom Rest der Welt abschirmt. Gibt der Halt der Fessel nach, ist die Hingabe dahin. «BurkaBondage», ein leidenschaftlicher Lustschmerz-Marathon für zwei Tänzerinnen, ist eine temporeiche Meditation über Bindung und Abhängigkeit.
BurkaBondage
ist eine Produktion von
Helena Waldmann und ecotopia dance poductions
In Koproduktion mit Berliner Festspiele, Burghof Lörrach, Fabrik Potsdam, Forum Freies Theater Düsseldorf, Festival Theater in Bewegung Jena, Pumpenhaus Münster,Tafelhalle im KunstKulturQuartier Nürnberg, V.FESTSPIELE im Theater im Pfalzbau Ludwigshafen
mit freundlicher Unterstützung von ITI Germany und Goethe Institut
Gefördert durch: Hauptstadtkulturfonds
Auf Indientournee im Dezember 2010 mit Vania Rovisco, Acci Baba, Mohammad Reza Mortazavi und Dasniya Sommer im Part von Yui Kawaguchi.
Mehr Informationen hier
06.12. – Chennai
10.12. – Colombo
12.12. – Bangalore
16.12. – Mumbai
19.12. – Delhi
Fotos: Carsten Wank

‘X Etude on Everlasting Life’
by Reality Research Center with Tuomas Laitinen and Dasniya Sommer
12 Etudes on Everlasting Life is a series of pieces that attempts to find 12 ways to practice life everlasting. Etude X: www.kiasma.fi
Performance Dates: 08.10.2010 – 10.10.2010
Kiasma, Rauha Gallery
Museum of Contemporary Art Kiasma
Mannerheiminaukio 2, FIN-00100
Helsinki, Finland
London Festival of Japanese Rope Art 2010
Eine Kritik. Images by Patrick Siboni.